Montag, 18. März 2013

Lappland mit dem Tüpfelchen auf dem „i“



Wir sind wieder da. Nach knapp 2000 gefahrenen Kilometern und vielen unglaublichen und vor allem unvergesslichen Eindrücken und das Tüpfelchen auf dem „i“ hat uns auch noch erreicht.
Donnerstag, 14.03.2013, Seinäjoki -10°C:
Wir haben gerade das Auto abgeholt und sind selbst überrascht, als wir sehen, dass ein Volvo V50 vor der Hertz Autovermietung auf uns wartet. Da haben wir mehr Platz als genug zu viert mit Gepäck fürs Wochenende. So scheint es zumindest anfangs. Als dann die Koffer, der Proviant und alles andere was so benötigt wird nach und nach seinen Platz ins Auto findet wird mir zumindest durchaus bewusst, dass Winterklamotten durchaus sehr viel Platz brauchen. Abgesehen davon, dass natürlich noch Bettwäsche und Handtücher mitgenommen werden mussten.
Wir haben 17.30 Uhr. Alles ist verpackt. Wir vier passen auch noch ins Auto und los geht’s. Auf nach Lappland. Direction North. Der Abend wird lang und hinter Oulu, nach den ersten 418 km zieht es sich ein bisschen. Es ist schon fast 10 und bis wir in Rovaniemi sind wird es wohl noch was dauern. Die Temperaturen sinken fast mit jedem Kilometer. Zwischenzeitlicher Tiefststand sind knappe 46°C Temperaturunterschied zwischen dem Innenraum des Autos und der Außentemperatur. Um halb 2 morgens, nach knapp 640 km, die Erlösung. Aussteigen, Schlüssel holen, einchecken. Morgen früh geht’s früh raus. Die Huskys warten auf uns.
Freitag, 15.03.2013, Rovaniemi, -20°C:
Es ist 07.00 Uhr morgens. Der Wecker hat uns nach einer kurzen Nacht wieder in die Realität geholt. Die Scheiben sind von außen gefroren. Eisblumen. Sowas kenne ich sonst nur vom Hörensagen. Es scheint kalt zu sein. Nach dem wach werden heißt es dann alles aus dem Koffer zu kramen was man an warmen Sachen irgendwie eingepackt hat. Schlittenfahren, so wurde uns vorher gesagt, soll kalt sein. Nachdem wir unsere Koffer bei den Jungs abgegeben hatten, machten wir uns auf den Weg. Und so früh morgens scheint es noch mal um einiges kälter, als es sowieso schon ist. Angekommen im Office werden wir erstmal weiter eingepackt. Zu den vorhandenen zwei Paar Socken kommt ein weiteres Paar Wollsocken, dazu warme Winterstiefel. Auf die Skihose und Strumpfhose, sowie das Unterhemd, das T-Shirt, das lang arm Shirt, die Strickjacke und den Pulli kommt nochmal ein Thermo-Overall. Ein zweiter/dritter Schal, sowie warme Lederhandschuhe mit Lammfell werden uns außerdem noch gestellt. Einmal fertig angezogen ersticken wir fast am Hitzetod. Das wir nachher dankbar dafür sein werden scheint ziemlich weit weg. Angekommen am Husky-Point bekommen wir eine Einweisung wie wir die Schlitten und Hunde zu lenken haben. Der Satz „You can stop a car by turn off the engine, but you can’t turn off these animals, they are running engines with full power!”, bleibt mir im Gedächtnis. Was er damit meinte wird mir später klar. Als es los geht steigt die Spannung und auch ein wenig der Adrenalinspiegel. Ich hatte auch nach der Einweisung nicht wirklich damit gerechnet, dass wir den Schlitten tatsächlich alleine in einem Team mit unerfahrenen selber fahren werden.
Die erste Hälfte der Fahrt fahre ich den Schlitten, Alex sitzt. Nach der Pause mit Tee irgendwo im Nirgendwo mitten im Wald tauschen wir. Die Guides erzählen ein bisschen über die Hunde. Es sind nicht die “Typischen Huskys” (Sibirischer Husky) die man aus Hollywoodfilmen kennt. Alaska Huskys sind Langstreckenläufer. Vergleichbar mit Marathonis. Nur das die Hunde knapp 200 km am Tag schaffen. (Sorry Volker ;)). Sie müssen mindestens 50-100 km am Tag laufen sonst sind sie nicht ausgelastet und es sind definitiv keine Familien- oder Spielhunde. Im Schnitt arbeitet ein Hund zwischen 7 und 9 Jahren.
Als wir die Huskys hinter uns gelassen haben geht’s weiter nach Norden. Wir treffen die Jungs am Auto. Unsere Koffer sind schon eingeladen und das Auto ist vorgewärmt. Danke hierfür noch mal. : )
Auf dem Weg machen wir noch einen kurzen Abstecher ins Santa Claus Village. Was für meine Erwartungen leider eher enttäuschend ausgefallen ist. Santa gab’s nur zu sehen wenn man ein Foto mit ihm macht, was dann wiederum ziemlich teuer ist. Also haben wir uns nur ein paar Rentiere und das Post Office angesehen und sind auf dem „Arctic Circle“ spazieren gegangen. In dem Post Office kommen jedes Jahr tausende von Briefen an von Kindern aus aller Welt. So bleibt die Vorstellung es gibt Santa vllt doch erhalten. Eigentlich eine ziemlich gute Idee.
Nach weiteren 300 km und -35°C kommen wir in Ivalo an. Die Cottages sind süß. Sie haben nur einen kleinen Haken. Keine Toilette, keine Dusche, keine Küche. Vorhanden ist das ganze schon. So knappe 200 m Fußmarsch. Das kann aber bei solchen Temperaturen durchaus unangenehm werden. Nachdem wir uns eingerichtet und was gekocht hatten, haben wir uns dann auf die Suche nach Nordlichtern gemacht. Bei sternenklarem Himmel und -35°C mitten im Wald fernab von jeglicher Zivilisation, sollte man meinen es wären die perfekten Verhältnisse, leider fanden das die Nordlichter anscheinen nicht. Nach 3 Stunden vergebenen Wartens und in den Himmel guckens haben wir es dann aufgegeben. Zurück im Cottage wurde sich erstmal aufgewärmt.
Samstag, 16.03.2013, Ivalo, -25°C:
Es ist kalt. Die Hütte ist komplett ausgekühlt und der Gedanke daran zur Dusche noch laufen zu müssen macht die Sache nicht unbedingt besser. Nach dem Duschen zurück in der Hütte, muss ich feststellen das die 200m gereicht haben, um meine Zahnbürste einzufrieren. Meine Haare trotz Mütze ebenso. Das Frühstück fällt nach dem gestrigen Einkauf von halbfertigen Ausbackbrötchen und Schmierkäse durchaus üppig aus.
Es geht weiter nach Inari. Ein riesen See. Zumindest im Sommer. Jetzt im Winter dient es als Eisstraße. Mit Straßenschildern. Die Aussicht und die Einsicht auf einem zugefrorenen See zu laufen der so groß ist (1084,33 km²), ist kaum zu beschreiben. Nach einem kurzen Abstecher in das dort ansässige Museum und einem Kauf eines Andenkens an diesen Besuch geht’s wieder ins Auto. Richtung Süden! Oulu wartet in 546 km auf uns. Nach diversen Zwischenstopps zur Nahrungsaufnahme und sonstigem kommen wir gegen 20 Uhr in Oulu an. Das Hotel hat einen 24/7 Check in. Allerdings war mir bis heute noch nicht die Variante „Telefon-Check-In“ bekannt. Nachdem wir unsere Zimmer inspiziert und unsere Sachen verstaut hatten haben wir einen Spaziergang gemacht. Einmal zum Hafen und zurück. Ich muss sagen, dass ich mir sicher bin, dass der Absatz von Blasen- und Nierentees in der Region ziemlich gut läuft bei den Outfits der Mädels. Oder aber sie sind es einfach gewohnt.
Schockgefrostet zurück im Hotel gab’s dann noch ein bisschen zum schnabulieren und danach ging’s ins Bett. Mit dem Wissen, dass morgen schon wieder alles vorbei ist.
Sonntag, 17.03.2013, Oulu, irgendwas zwischen -15°C und -10°C:
Strahlender Sonnenschein weckt uns. Es ist perfektes Wetter. Blauer Himmel und keine Wolke in Sicht. Das Hotel enttäuscht uns ein bisschen, da es um halb 10 schon kein Frühstück mehr gibt. Wir sind Studenten! Auf der Suche nach einem Café oder einer Bäckerei laufen wir abermals durch Oulu. Selbst bei Tag ist die Stadt nicht schlecht. Der Hafen ist süß. Außer uns vieren und ein paar Familien mit kleinen Kindern ist jedoch niemand zu sehen. Wie gut das alle Geschäfte auch sonntags aufhaben. Es werden Joghurtsdrinks gekauft. Die müssen bis zum Mittagessen reichen.
Wieder zurück am Auto geht’s los Richtung nach Hause. 327 km trennen uns von unserem temporären zu Hause. Mit jedem Kilometer wird’s wärmer. In Seinäjoki angekommen sind es +2°C. Das erste Mal seitdem wir hier sind ist es über Null. Wir können es kaum fassen. Kommt der Frühling bald? Wir nutzten die Gunst der Stunde und fahren noch schnell bei LIDL vorbei was zu trinken kaufen. Dann brauchen wir es wenigstens nicht zu schleppen so wie sonst immer wenn man einkaufen geht. Nach dem wir ausgeladen und alles soweit in irgendeiner Wohnung verstaut haben bringen wir das Auto zurück. Der Schlüssel wird eingeworfen und das Abenteuer ist vorbei.
Ein Wochenende voll unglaublicher Momente geht vorbei. Aber wir haben alles gespeichert. Und falls wir irgendwas nicht auf Foto haben. Dann haben wir es in einem Schwarzen Fotoalbum mit ‘nem silbernen Knopf. Alle diese Bilder in unserem Kopf.
Wann und wo planen wir den nächsten Roadtrip?
Und das i-Tüpfelchen? Na klar. Das sind die Nordlichter. Auch wenn sie sich in Lappland nicht zeigen wollten. Gestern Abend waren sie da. In Seinäjoki. Direkt über uns. Atemberaubend.
Wie war euer Wochenende?
Fühlt euch gedrückt aus der Ferne.
Eure Jacques













4 Kommentare:

  1. Hallo Jacqueline,

    nachdem ich von deiner Seite erfahren habe, musste ich doch mal reinschauen :-)

    Der Trip klingt ja cool und die Landschaft ist der Hammer im Winter. Die Bilder sind gut geworden (welche Kamera?)und sehen so anders aus als bei meinem Sommerurlaub ;-) Bei den Temperaturen darf man aber auch nicht zimperlich sein. Noch viel Spaß in Finnland und ich bin schon auf den nächsten Trip gespannt.

    Viele Grüße Dominik

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hei hei,

      schön das dir die "Berichterstattung" GEFÄLLT :)
      Die Bilder hab ich mit meiner Kompaktkamera Canon Ixus 115HS gemacht. Meine große hat bei den Temperaturen leider versagt.

      Der nächste Eintrag wird die kommende Woche folgen. :)

      Bis dann und viele Grüße aus Suomi.

      Jacqueline

      Löschen
  2. Nice pictures! And from now on in English okay? :D Luboš

    AntwortenLöschen